Land der Lupinen

Es ist Samstag Morgen, der 01.06.19, vor uns dampft noch der Kaffee auf dem Tisch. Wir programmieren das Navi und „ihre Route wird berechnet. Nur noch 1300km und sie haben ihr Ziel erreicht.“ Unser Ziel, das haben wir soeben in einem Buch rausgesucht, ist der Campingplatz Sokolniki am Stadtrand von Moskau. Davon trennen uns noch etwa 3 Tage und gute Strassen durch wunderschönes Land… dazu aber später mehr.

Wir machen alles startklar, verriegeln die Schränke, Schubläden, Klappen und Türen, starten den Motor und rollen los Richtung Russland. 

Vor uns liegt der Grenzübergang Terehova. Ein Reiseführer beschreibt den Grenzübergang mit fünf Stunden Wartezeit als normal. In einem anderen Reiseführer erfahren wir später, dass wir wohl die ungünstigste Zeit gewählt haben, um die Grenze zu überqueren.

Lettischer Grenzübergang
Endlose Warteschlange zur Grenze

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So vertreibt sich Christian die Wartezeit: Süßigkeiten und Peter Lustig

Endlich der russische Grenzübergang

Lange Rede kurzer Sinn, nur kurze 12 Stunden später sind wir im gelobten Land. Der Grenzübertritt an sich verlief vollkommen problemlos. Die beiden freundlichen Zöllnerinnen, die um halb vier Uhr morgens unser Auto kontrollierten, ließen uns passieren. Nach einem kurzen Papierkrieg sind wir nun „russische Staatsbürger” auf Zeit. 

Was wir von nun an zu sehen bekamen, waren gepflegte Strassen und wunderschöne ursprüngliche Natur. Bis vor die Tore Moskaus begleiteten uns immer wiederkehrende, schier endlos weite Felder von lila Lupinen und urigen Sumpfwäldern.

Nach zwei Tagen erreichten wir den Campingplatz Sokolniki  in der Millionenmetropole Moskau. Hier treffen sich viele Offroadfahrer, die Richtung Osten unterwegs sind.

Stellplatz am Campingplatz Sokolniki

Am selben Tag haben wir uns noch in einem Handyladen mit der virtuellen Welt vernetzen lassen. Unbegrenzte Datenflat in 4G Geschwindigkeit für gesamt Russland für nur 10 Euro. In den folgenden Tagen mischten wir uns in das Getümmel der Großstadt mit seinen über 12 Millionen Einwohnern. Entgegen unserer Vorstellung erlebten wir die Menschen hier als sehr freundlich, zuvorkommend und überaus liebenswert. Natürlich stand ganz oben auf unserem Programm der Besuch des roten Platzes, gefolgt vom gigantischen Kreml der Stadt.Der Kreml mit seiner kulturellen Vielfalt und pompösen Bauwerken begeisterte uns sehr. Vom Weiten schon zeigten sich uns die goldenen Zwiebeltürme.

Historisches Museum

Die Basilius-Kathedrale
Der Moskauer Kreml
Iwan der große Glockenturm
Zarenglocke
Der Senat-Palast
Der Kongresspalast
Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale
Die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale
Die Erzengelkathedrale
Zarenkanone
Der Romanov-Obelisk vor dem Kreml

Selbst im weltberühmten Kaufhaus Gum wurden wir fündig …

Das berühmte GUM

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Entlang der Kremlmauer beobachteten wir die Ehrenwache am Grab des unbekannten Soldaten, aßen Maiskolben und flanierten durch den wunderschönen Alexandergarten. 

Die Ehrenwache am Grabmal des unbekannten Soldaten mit der ewigen Flamme
Wachablösung

Die Stadt ist so groß, dass selbst eine Woche nicht ausreichte um annähernd alle großen Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Besonders in Erinnerung geblieben ist uns das Kosmonautenmuseum, der Ehrenplatz für Kinder der Sowjetzeit und der Kulturpark, in dem sich abends die junge Generation der Stadt trifft.

Das Kosmonautenmuseum – Denkmal für die Eroberer des Weltraums
Raketenkapsel der Sojus
Das Innere der Raketenkapsel
Raumanzug von Juri Gagarin
Echte Meteoriten
Die Raumkapsel von Strelka und Belka 🙁 Zwei Hunde, die in dieser winzigen Kapsel ins Weltall geschossen wurden und nach ca. 24 Stunden zurück kamen
Ehrenplatz für Kinder der Sowjetzeit
Kulturpark
Der VDNKh Ausstellungspark

Wenig kulturell dennoch sehr faszinierend fanden wir (vor allem aber Christian ;-)) das wohl größte Automobil-Kaufhaus mit Autoteilen in allen Varianten soweit das Auge reichte. Natürlich wurde Christian auch hier wieder fündig. 

In der Fortbewegung mit der Metro, S-Bahn, Bus und Taxi waren wir binnen kürzester Zeit Profis. Beim Lesen der kyrillische Schrift an den Bahnhöfen konnte Aneta ihr Gelerntes unter Beweis stellen.

Metro-Rolltreppe rauf
Metro-Rolltreppe runter
In der Metro

Sogar eine Näherei war schnell gefunden, in der wir nur kurz etwas umändern lassen wollten. Doch aus 2 Minuten wurden 20, Familienfotos wurden gezeigt, Plätze, welche wir noch unbedingt besuchen müssen aufgeschrieben, Nummern ausgetauscht und eine schöne Freundschaft entstand. Von der herzlichen Offenheit und innigen Zuwendung der Näherin Elmiza waren wir sehr berührt.

Die freundlichste Näherin der Welt – Elmiza

Mit einem guten Gefühl ordnen wir unsere sieben Sachen, füllen die Wassertanks mit frischem Wasser und verlassen Moskau Richtung Osten, der Sonne entgegen nach Sibirien.

Total abgefahren

Nun stehen wir hier am Strand vor Riga in Lettland, blicken in den Sonnenuntergang und schreiben diese Zeilen. Aber beginnen wir mal von vorne…

…wir schreiben den 18.05.2019. Seit zwei Tagen wollten wir schon unterwegs sein und packen nun wirklich die letzten Dinge in unseren Laster, welcher für die nächsten 365 Tage unser Zuhause sein soll. Vor einigen Tagen schon haben wir uns von unseren Freunden und Verwandten verabschiedet, schließen die Haustür ein letztes Mal ab, starten den Motor und kehren unserer Heimat den Rücken.

Da noch ein Abschied von Anetas Familie anstand, hat es sich ergeben, dass wir die erste Nacht noch im Bayerischen Wald verbringen durften. Um von der Daueranspannung und dem Schlafmangel  der letzten Vorbereitungsphase runterzukommen und die Reise mit einem frischen und freien Geist zu starten, ging es für uns einen Tag zum Saunieren ins  Aquapalace in Prag.

Aquapalace in Prag

Dies tat richtig gut und wir genossen es in vollen Zügen.  Voll motiviert ging es weiter in Anetas Heimatstadt Rybnik in Polen. Es wurden noch ein paar Sachen besorgt und kleinere Reparaturen vorgenommen. Mit frischen Ersatzteilen ging es an die Mausurische Seenplatte im Norden Polens. Auf dem Weg erhielten wir noch den Segen für eine gelungene Reise in  Polens größter Pilgerstätte Tschenstochau.

Jasna Góra in Tschenstochau

Die ersten Nächte in unserem Häuschen auf Rädern in den Masuren waren unglaublich schön. Aufzuwachen in fast drei Metern Höhe, mit dem Ausblick auf die wunderschöne Landschaft ist unbeschreiblich. Spätestens hier hat sich der ganze Stress und die extremen Anstrengungen der letzen Wochen und Monate ausbezahlt.

Masurische Seenplatte

Auf der Fahrt nach Litauen stellten wir fest, dass der Motor starke Leistungsverluste hatte, aber noch bis 70km/h voll fahrtüchtig war. Da es auf unserem Weg durch Litauen schier unfassbar regnete, war es unmöglich eine Reparatur am Strassenrand durchzuführen. Tags darauf war Petrus uns wohlgestimmt und es zeigte sich, dass ein total verdreckter Kraftstoffvorfilter seine Arbeit so gut erledigte, dass kaum Diesel den Motor erreichte.

Austausch des Racor Kraftstoffvorfilters

Anschließend konnte es, mit frischem Diesel im Motor, weiter nach Riga in Lettland gehen. Hier erwartete uns das nächste persönliche Highlight. Übernachten an einsamen Stränden. Die erste Nacht war sehr windig und Aneta wurde sogar etwas seekrank, aber am Tag darauf war das Meer vollkommen still. Wir gingen barfuss am Strand spazieren, spürten den Sand unter den Füssen, hörten das Meeresrauschen und verspürten zum ersten Mal auf dieser Reise ein wahres Freiheitsgefühl. 

Strand bei Riga
Ich liebe den Sand unter meinen Füssen

Immer wieder können wir es nicht fassen, dass wir es tatsächlich geschafft haben. Wir sind nach 3 Jahren, 3000 Stunden Arbeit, unendlich vielen Recherchen, Vorbereitungen und Strapazen tatsächlich auf unserer lang erträumten Reise. Unserer Reise des Lebens.

Als nächstes Ziel zeigt der Kompass nach Moskau.

Direkt vor dem Start aus Brennberg

Steigt ein und kommt mit auf unser Abenteuer des Lebens

Hi,

wir sind Aneta (36) und Christian (37) und träumen von Reisen in ferne Länder und vielleicht sogar um die ganze Welt.

Wie so manche große Sache, begann auch unser Vorhaben mit einem kleinen Traum im Sommer 2016. Oder war es doch schon immer in unseren Köpfen? Aus einer kleinen Idee wurde schnell ein Projekt und mittlerweile kann man es auch schon anfassen.

Und weil es wie immer viele Möglichkeiten gibt mussten wir uns erst einmal einigen wie wir reisen wollen, denn Christian wollte lieber um die Welt segeln. Aber von der Vorstellung ständig am Wasser zu sein war Aneta nicht wirklich begeistert. Dass wir nicht mit Rucksack reisen wollen, war uns von Anfang an klar. Ziemlich schnell waren wir uns dann einig, dass es ein Fernreisemobil sein muss. Unser eigenes selbstgebautes Häuschen auf Rädern.  Also verbrachten wir erstmal unendlich lange Abende damit, Berichte und Videos anderer Reisender anzusehen und nach möglichen Fahrzeugen zu recherchieren. Es war nicht  einfach das perfekte und bezahlbare Fahrzeug zu finden, denn Christian hatte bereits konkrete Vorstellungen. Schließlich fiel der Entschluss, dass es ein DAF Leyland T244 werden soll auf den wir eine Wohnkabine setzen. Das Gewicht, die Größe und das Preis / Leistungsverhältnis schienen für uns das Richtige zu sein. Also begann die Suche. Gleich in der Nähe gab es sogar einen zum Verkauf, sofort haben wir einen Termin vereinbart, aber leider war es ein Rechtslenker. Da wir es uns mit so einem Fahrzeug, vor allem in Städten, Kreisverkehr usw. recht kompliziert vorstellten, entschieden wir uns dagegen. Der nächste besichtigte DAF war zwar ein Linkslenker aber im Zustand nicht so besonders und wir hatten kein gutes Gefühl damit. Wieder auf Anfang, suchen, telefonieren und recherchieren brachte dann doch schließlich, nach fast einem halben Jahr den Erfolg! UNSEREN DAF!!!

Er stand bei einem Händler in der Nähe von Fellen, fast 300km weit entfernt. Aber das war uns egal. Termin vereinbart, besichtigt, verliebt und gekauft. Mit dem Abholen mussten wir jedoch noch mehrere Wochen warten, da der Händler noch TÜV und Zulassung durchführen sollte. Die Zeit schien nicht zu vergehen und die Spannung stieg. Wird alles gut gehen? Ist er noch da? Bekommt er die nötigen Papiere? Aber schließlich war es doch so weit und er kam zu uns nach Hause.

 

Während wir fleißig am Herrichten waren ( Kabine entkernen, lackieren und neu aufbauen) war es an der Zeit nach einem passenden Koffer zu suchen. Auch dies erwies sich als eine echte Herausforderung und langwierige Angelegenheit. Denn auch hier wollten wir das perfekte Ding für uns. Gewicht, Größe, Zustand. Nach unendlichen Recherchen von Christian fanden wir ihn schließlich: Unseren Bitburger-Koffer!!! Über 500km entfernt, aber auch dieses mal war es uns egal.

Die Heimfahrt mit dem 2,4m breiten Koffer auf einem Autoanhänger war sehr sehr aufregend und wir waren echt froh als wir es schließlich, nach gefühlten 1000 Autobahnbaustellen, tief in der Nacht bis nach Hause geschafft haben.

Wie es mit uns und unserem Vorhaben weitergeht seht ihr demnächst auf dieser Homepage und auf unserem Youtube-Kanal “Traveling-Sundancer”. Der gesamte Selbstbau, von der ersten Schraube an, wurde auf Video und Fotos festgehalten.

Aktuell nimmt unser Sundancer von außen langsam Form an und sieht einem Fernreisemobil immer ähnlicher. Innen ist er momentan noch leer und wartet auf den Möbelbau. Seid mit uns gespannt, steigt ein und begleitet uns auf eine Reise, die spannender nicht sein könnte.

Aneta und Christian