Nun stehen wir hier am Strand vor Riga in Lettland, blicken in den Sonnenuntergang und schreiben diese Zeilen. Aber beginnen wir mal von vorne…
…wir schreiben den 18.05.2019. Seit zwei Tagen wollten wir schon unterwegs sein und packen nun wirklich die letzten Dinge in unseren Laster, welcher für die nächsten 365 Tage unser Zuhause sein soll. Vor einigen Tagen schon haben wir uns von unseren Freunden und Verwandten verabschiedet, schließen die Haustür ein letztes Mal ab, starten den Motor und kehren unserer Heimat den Rücken.
Da noch ein Abschied von Anetas Familie anstand, hat es sich ergeben, dass wir die erste Nacht noch im Bayerischen Wald verbringen durften. Um von der Daueranspannung und dem Schlafmangel der letzten Vorbereitungsphase runterzukommen und die Reise mit einem frischen und freien Geist zu starten, ging es für uns einen Tag zum Saunieren ins Aquapalace in Prag.
Dies tat richtig gut und wir genossen es in vollen Zügen. Voll motiviert ging es weiter in Anetas Heimatstadt Rybnik in Polen. Es wurden noch ein paar Sachen besorgt und kleinere Reparaturen vorgenommen. Mit frischen Ersatzteilen ging es an die Mausurische Seenplatte im Norden Polens. Auf dem Weg erhielten wir noch den Segen für eine gelungene Reise in Polens größter Pilgerstätte Tschenstochau.
Die ersten Nächte in unserem Häuschen auf Rädern in den Masuren waren unglaublich schön. Aufzuwachen in fast drei Metern Höhe, mit dem Ausblick auf die wunderschöne Landschaft ist unbeschreiblich. Spätestens hier hat sich der ganze Stress und die extremen Anstrengungen der letzen Wochen und Monate ausbezahlt.
Auf der Fahrt nach Litauen stellten wir fest, dass der Motor starke Leistungsverluste hatte, aber noch bis 70km/h voll fahrtüchtig war. Da es auf unserem Weg durch Litauen schier unfassbar regnete, war es unmöglich eine Reparatur am Strassenrand durchzuführen. Tags darauf war Petrus uns wohlgestimmt und es zeigte sich, dass ein total verdreckter Kraftstoffvorfilter seine Arbeit so gut erledigte, dass kaum Diesel den Motor erreichte.
Anschließend konnte es, mit frischem Diesel im Motor, weiter nach Riga in Lettland gehen. Hier erwartete uns das nächste persönliche Highlight. Übernachten an einsamen Stränden. Die erste Nacht war sehr windig und Aneta wurde sogar etwas seekrank, aber am Tag darauf war das Meer vollkommen still. Wir gingen barfuss am Strand spazieren, spürten den Sand unter den Füssen, hörten das Meeresrauschen und verspürten zum ersten Mal auf dieser Reise ein wahres Freiheitsgefühl.
Immer wieder können wir es nicht fassen, dass wir es tatsächlich geschafft haben. Wir sind nach 3 Jahren, 3000 Stunden Arbeit, unendlich vielen Recherchen, Vorbereitungen und Strapazen tatsächlich auf unserer lang erträumten Reise. Unserer Reise des Lebens.
Als nächstes Ziel zeigt der Kompass nach Moskau.