Kasachstan – Land der Überraschungen

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch nähern wir uns dem Grenzübergang zu Kasachstan. Tags zuvor haben nämlich russische LKW Fahrer uns und unseren Mut bestaunt, dieses Land zu bereisen.

Bereits am kasachischen Grenzposten verliert sich jedoch dieses Gefühl im Nu, als Aneta mit dem Grenzbeamten im russisch-polnisch-mix zu scherzen beginnt. Der Zöllner schießt begeistert Fotos von unserem Mobil, um sie sogleich seiner Familie per WhatsApp zu senden. Vor uns erschließt sich eine weite, mit Pinienwäldern durchzogene, Sandebene. Erleichtert und beflügelt von den neuen Erlebnissen genießen wir erst einmal in aller Ruhe einen Kaffee am Straßenrand.

Die Zähler unserer „Visauhren“ sind wieder auf „null“ gestellt und wir haben jede Menge Zeit um Land und Leute kennen zu lernen. Dreißig Tage Aufenthaltsdauer, die jederzeit durch Aus- und Wiedereinreise problemlos verlängert werden kann.

An der Stadtgrenze zu Semei begegnen wir drei Männern, welche über die Straße gelaufen kommen, begeistert die Hand schütteln und uns herzlich willkommen heißen. In der Stadt gilt es erst einmal wieder an Geld zu kommen und am 5. Bankautomaten wird unser Wunsch dann endlich erfüllt. Dabei hilft uns ein Bankangestellter und zwei ältere Damen. Hier ist es offenbar selbstverständlich, dass man sich gegenseitig beim Bargeld abheben aktiv hilft und nicht nur über die Schulter schaut.

Der neu erworbene Reichtum wird sogleich in zwei lecker dampfende Maiskolben mit Butter und Salz investiert. So sitzen wir nun auf den Treppenstufen eines Hauseingangs, knabbern Mais und beobachten die Fußgänger.

Dem guten Rat von netten Reisefreunden folgend, haben wir uns entschieden die Route durchs Landesinnere zu wählen. Und nicht der wohl sehr schlecht ausgebauten Strecke durch den Osten des Landes.

Wir verlassen die Stadt und finden nach längerer Suche einen idyllischen Übernachtungsplatz in einem versteckten Pinienwald. Zwei bis drei Tage wollen wir hier entspannen. Als es zu regnen beginnt, machen wir es uns, mit einer schönen Tasse Tee, gemütlich.

Dass unsere Entspannung am nächsten Tag ein jähes Ende finden soll, ahnen wir aber noch nicht.

Endlich wieder entspannt kochen. Heute auf der Karte: mongolisches Lamm
Da freut sich der “Fleischfresser”

Der Nieselregen hält auch am nächsten Tag noch an und singt leise auf unserem Dach. Wir sehen das Ganze positiv und freuen uns über die Reisepause nach der rasanten Fahrt durch Sibirien. Bis uns spät nachmittags laut hupend eine russische Buchanka im Militärlook aufschrecken lässt. Wir öffnen die Türe und blicken in zwei doch recht erstaunte Gesichter. Die Verständigung läuft Dank Anetas Russischkenntnissen recht gut ab. Allerdings teilen uns die Soldaten mit, dass wir im Militär-Sperrgebiet stehen. Wir können sie problemlos überreden und nach einem kurzen Telefonat dürfen wir auch noch eine Nacht hier verbringen.

Etwas komisch kommt uns die ganze Sache dennoch vor. Wir wissen, dass in Kasachstan zur Zeit des kalten Krieges hier zahlreiche Atomversuche durchgeführt wurden, allerdings in einem Gebiet weit weg von hier. Vorsichtshalber und mit großem Misstrauen wollen wir aber der Sache auf den Grund gehen und forschen im Internet nach.

Schließlich werden wir fündig  und das Entsetzen läuft uns kalt den Rücken runter.

Russische Wissenschaftler haben hier 496 Atombomben über- sowie unterirdisch gezündet und getestet. Insgesamt wurde eine Sprengkraft vom 2500fachen der Atombombe von Hiroshima freigesetzt. Dabei wurde die Strahlung aufgrund der Wetterlage bis weit in den Osten getragen. Wo nun Sperrgebiet ist, in dem wir gerade stehen und versuchen zu Entspannen.

Diese Entspannung wandelt sich nun schlagartig in Anspannung um! Mittlerweile ist es dunkel geworden, wir packen aber trotzdem hastig unsere sieben Sachen. Die finsteren Wälder wirken nun bedrohlich. Als wir auf einem kleinen Waldweg durch ein Dorf zurück auf der Hautstraße ankommen, fühlen wir uns wie Flüchtige nach einer Apokalypse. Wir beschließen erst weit westlich vom Versuchsgelände wieder stehen zu bleiben. So fahren wir zuerst 250km auf das Gelände zu, um es im Anschluss wieder knapp 200km in westlicher Richtung hinter uns zu lassen.

Noch lange beschäftigt uns diese Sache. Wir sind enttäuscht wie fahrlässig man hier das Volk getäuscht und die Natur behandelt hat und noch immer keine Maßnahmen ergreift, um die Strahlung einzudämmen. In den umliegenden Dörfern und Städten werden immer noch viele Kinder mit Behinderungen geboren und eine Vielzahl an Einwohnern stirbt an den Spätfolgen durch Krebs. Die Folgen sind verheerend und landesweit ein enormes Gesundheitsproblem.

Mit großen Augen fahren wir in die neue Hauptstadt Nur Sultan, das ehemalige Astana ein. Fuhren wir eben noch durch alte, ärmliche Dörfer im Hinterland, so eröffnet sich vor uns nun eine surreale, futuristische Millionenmetropole mit Wolkenkratzern, gigantischen Shopping Malls und Prunk wo hin man nur sieht. Das kasachische New York. Eine Stadt, die von architektonischen Meisterwerken und Hightech nur so strotzt. In den letzten Jahren wurden hier Milliarden investiert. Namhafte Stadtplaner und Architekten u.a. Norman Foster hinterließen hier ihre Fingerabdrücke.

Wir parken unseren Truck im Innenhof des Nomad 4×4 Hostels und nach einer kurzen netten Begrüßung starten wir mit unseren Rädern, um die Stadt zu erkunden.

Khan Shatyr, ein Shopping und Unterhaltungscenter mit 6 Etagen

Der Bajterek Turm. Die goldene Kugel ist gleichzeitig eine Aussichtsplattform

Die Freiheitsstatue von Astana.
Im Inneren der Kugel findet man den goldenen Handabdruck des Präsidenten
Ak-Orda-Präsidentenpalast

Auf den großzügig angelegten Fahrradwegen können wir entspannt durch die Stadt radeln und sind beeindruck von den Gebäuden und Parks. Verliebte Pärchen schlendern durch die Parkanlagen. An kleinen Ständen wird Popcorn, Zuckerwatte und Eis verkauft.

Samsa! Eine Köstlichkeit in allen Geschmacksrichtungen günstig an jeder Ecke
Frisch und dampfend schmecken sie am besten!
Nichts geht über Zuckerwatte. Ein Stückchen Kindheitserinnerung

Nach drei Tagen verlassen wir das Hostel. Erstaunlicherweise tanken wir hier Wasser mit der bisher schlechtesten Qualität. Bei der Errichtung der Stadt hat man offenbar vergessen die Infrastruktur für die Bevölkerung zuerst zu schaffen.

Im Zuge der Weltausstellung fand im Jahr 2017 im ehemaligen Astana die Expo mit dem Motto „Energie der Zukunft“ statt. Der Hinterhof des Messehotels dient uns als Übernachtungsplatz und wir starten zum Messegelände. In einer riesigen Kugel der futuristischen „The Sphere“ erstreckt sich die Ausstellung auf fünf Stockwerke.

The Sphere – ganz schön schwer!

Nach einem schnellen Einkauf verabschieden wir uns von der Stadt und steuern unseren Truck durch die weite Steppe nach Dolinka.

Wer auf leckere Torten und Kuchen steht, dem erfüllt sich hier in Kasachstan und den anderen Stan-Ländern ein Traum. Im Durchschnitt umgerechnet ca. 4€

In der kleinen Ortschaft befand sich von 1931 bis 1959 die Zentrale des berüchtigten Gulag Arbeitslager der Sowjetunion. Bis zur Schließung wurden über eine Million politische Verfolgte und Kriegsgefangene gefoltert, inhaftiert und zur Zwangsarbeit gezwungen.

Das Gebäude ist nun ein Museum und gewährt einen Einblick in die grausame Vergangenheit.

Kerkerzimmer
Schlafräume. Stroh diente als Matratzenunterlage
Zellentrakt
“Verhörzelle”
“Verhörzelle”
Wagon zur Deportation
Bodenzelle für Einzelhaft

In Spassk, einem der zwölf von 86 übrig gebliebenen Friedhöfen mit verstorbenen Kriegsgefangenen, erinnern Denkmäler an die Opfer aus der ganzen Welt, die in den Lagern ihr Leben ließen.

Massengrab

Mitten in den ebenen Weiten der kasachischen Steppe liegt das kleine Gebirgsmassiv Bektau-Ata. Aus Granitfelsen hat die Erosion hier eine Mondlandschaft mit kleinen unzähligen Wasserbecken geschaffen. Ein kleiner Campingplatz dient uns als Ausgangspunkt für Wanderungen durch die schöne und beindruckende Landschaft.

Dorf am Balchaschsee

Auf dem Weg in den Süden des Landes liegt vor uns nun das größte Gewässer Zentralasiens. Der sichelförmige Balchaschsee zieht sich über 600km weit durch die kasachische Steppe. Dem sehr flachen See, welcher 80 Prozent seiner Wasserzufuhr über den Fluss Ili aus China erhält, droht das selbe Schicksal wie dem Aralsee. Der Bau von chinesischen Staudämmen soll den Zufluss in Zukunft auf ein Drittel reduzieren.

Kamelen begegnet man in Zentralasien immer wieder
Abfallbeseitigung am Dorfrand. Ein staatliches Entsorgungssystem gibt es nicht

Wir verbringen die Nacht an dem schönen natürlichen See und erleben ein Inferno aus Moskitos. Die kleinen Biester bilden riesige Wolken und versuchen durch jede erdenkliche Ritze in unseren Wohnraum einzudringen.

Die nächsten Nächte auf dem Weg zu Grenze nach Kirgistan verbringen wir in der unendlichen Steppe. Wir erleben tiefdunkle Nächte und einem schier unglaublichen Sternenhimmel.

Milchstraße über der Steppe

Die letzte Etappe unserer Reise durch Kasachstan führt über eine  250km lange, unglaublich schlechte Straße zur Landesgrenze. Zuerst schneidet sich die alte Straße durch trockene, dürre Steppenlandschaft. Der Asphalt glänzt in der Sonne und schwere LKWs formen ihre Spurrillen in den glühenden, dünnen Belag. Wir müssen den Reifenluftdruck fast halbieren, um einigermaßen schmerzfrei voran zu kommen. In den, immer wieder kehrenden, kleinen Dörfern fahren wir durch gigantische Schlaglöcher.

3 bar sollten reichen für den Anfang
Kaffepause im Schatten

Es gibt über 200 Melonensorten. Hier werden hauptsächlich die 5 bekanntesten angebaut

Freundliche Bauern und Kinder bieten hier am Straßenrand Melonen, Kartoffeln und Kürbisse an.

Wir begegnen Anna, einer älteren Frau und als wir ins Gespräch kommen erzählt sie uns, dass sie einst nach Deutschland ausgewandert sei. Jedoch vermisste sie das kasachische Landleben so sehr, dass sie nach Jahren ihren deutschen Wohnsitz aufgegeben hat und zurück gekehrt ist. Ihre Kinder leben noch in Deutschland und umso mehr freut sie sich um den Kontakt mit uns. Wir kaufen vier verschiedene Melonen und ziehen weiter in Richtung Grenze. In der Ferne können wir bereits die Silhouette der kirgisischen Berge wahrnehmen.

Zwischen Pazifik und Ural….

…liegt nun das, mit über 10 Millionen Quadratkilometern, größte Land unseres Planeten.

7000km erstreckt sich diese Landmasse von Ost nach West. Wir haben leider nur elf Tage Zeit um vom Grenzübergang Mongolei bis zur Grenze nach Kasachstan zu gelangen.

Ein letztes Mal scheint uns die Mongolei doch nicht gehen zu lassen. Am Grenzposten angekommen wartet bereits eine lange Schlange von Fahrzeugen. Wir nutzen die Wartezeit und investieren unsere letzten mongolischen Tugrik. In einem kleinen Lebensmittelladen kaufen wir Mehl, asiatische Bandnudeln und ein Eis für uns beide.

Dann öffnet der Grenzposten das Tor und freundliche russische LKW-Fahrer winken uns nach vorne. Sie haben extra eine Lücke für uns gelassen.

Desinfektionsbad

Das Prozedere beginnt mit einigen Formularen, die wir ausfüllen und damit verschiedene Stationen durchlaufen müssen. Dann heißt es warten bis die Zöllner sich endlich Zeit für uns nehmen und neugierig unseren Sundancer erklimmen. Ein kurzer Blick in die Staufächer und Schränke genügt. Mit einer Art Fotoapparat werden unsere Schränke „gescannt“. Man erklärt uns, dass es eine Art tragbares Röntgengerät sei. Ich muss unweigerlich schmunzeln und zeige mich beeindruckt von der futuristischen Technik, die hier im letzten Winkel des Landes angewandt wird.

Nach gut vier Stunden werden wir durchgewinkt und erobern die ersten Kilometer Sibiriens. Die Landschaft wandelt sich hin von trockenem Steppengras zu üppig grünen und stark bewaldeten Gebieten. Die gut ausgebaute Straße schlängelt sich durch die nordischen Fichtenwälder und der Tag neigt sich dem Ende zu, als wir uns dem Baikalsee nähern.

Am nächsten Morgen erreichen wir das Ufer des Sees. Er gilt mit seiner unglaublichen Tiefe von 1642 Metern als tiefster, größter und ältester  Süßwasserspeicher der Erde. Die Einheimischen bezeichnen ihn auch als „heiliges Meer“.

Entlang der Uferstraße passieren wir immer wieder kleine Ortschaften. Die Einwohner bieten am Straßenrand ihre selbst gemachten Produkte an. Es gibt verschiedene geräucherte oder gesalzene Fische, eimerweise verschiedenste Beeren, Pilze und auch frische Pinienzapfen. Wir können nicht widerstehen und kaufen Beeren, Pilze, einen geräucherten Omul und ein paar Pinienzapfen. Der Omul ist eine endemische Fischart im Baikalsee und eine echte Spezialität, die nur hier zu bekommen ist.

Wenig später erspähe ich am Straßenrand einen unscheinbaren Pilz. Wir wenden prompt und finden an der Stelle gut 2kg junge Steinpilze. Sicherlich gäbe es noch mehr zu finden, aber das undurchdringliche Gestrüpp beheimatet riesige Kreuzspinnen. Wir entscheiden uns weiter zu fahren. Das Abendessen ist ohnehin gesichert.

Da strahlt die Sammlerin übers ganze Gesicht

Eine von hunderten.

Die dichten und nahezu undurchdringlichen Wälder wirken märchenhaft und bedrohlich zugleich. Hier scheint die Natur noch ursprünglich und unbezwungen. Die rauen Jahreszeiten tun wohl ihr übriges. Lange harte Winter und Mückenplagen im Sommer machen das Leben beschwerlich.

Eine schmale Forststraße führt uns zum Ufer des Sees. Wir schlagen unser Camp auf und während ich unseren Laderaum vom Staub und Sand der mongolischen Steppe befreie, bereitet Aneta das Abendessen zu. Die Aussicht über den schier unendlichen See ist wirklich beeindruckend.

Es fällt uns schwer zu begreifen, dass wir nun tatsächlich hier sind. Am nord-östlichsten Eckpunkt unserer Reise. Ebenso ist es unvorstellbar, dass wir in sechs Monaten den südlichsten Punkt unserer Reise erreichen sollen, den Oman – das ferne Persien. Viele tausend Kilometer entfernt von einander und von unserem Zuhause.

In den Medien haben wir tags zuvor erfahren, dass in der sibirischen Taiga seit Wochen bedrohliche Waldbrände wüten und wohl außer Kontrolle geraten sind. Wollte man aus Kostengründen, wie berichtet wird, nicht löschen, muß man nun mühevolle Evakuierungsmaßnah-men treffen.

Am dritten Tag erreichen wir die Millionenmetropole Irkutsk. Im Hinterhof eines Hotels dürfen wir parken und übernachten.

Angara, der einzige Abfluss des Baikal

Wir montieren unsere Fahrräder und ziehen los um die Stadt zu erkunden. Die Stadt, die sich am einzigen Abfluss des Sees befindet, ist voller Leben. Während die Angler am Fluss ihr Glück auf den begehrten Omul versuchen, schlendert die Jugend durch die schön angelegten Parks und entlang der Uferpromenade.

Fahrräder – unglaublich praktisch für sightseeing und schnelle Besorgungen.

Auf dem Wochenmarkt im Stadtzentrum decken wir uns mit frischem Gemüse, Honig und Kwac ein. Kwac, das russische Nationalgetränk, gebraut aus fermentiertem Schwarzbrot, ist auch für uns ein leckeres, erfrischendes Lieblingsgetränk geworden. Den besten Kwac unserer Reise werden wir jedoch hier auf dem Markt trinken.

Verschiedene Honigsorten.

Mitten im Baikalsee liegt die Insel Olchon mit ihrem Schamanenfelsen. In unserer knappen Zeit möchten wir ihr auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Die Straße führt mehrere hundert Kilometer in Richtung Norden. Es geht durch weite, verlassene Prärien und ursprüngliche Nadelwälder, vorbei an schamanischen Kultstätten bis zum Fährhafen.

Standard Heutransport

Ein Glück, dass wir Rangierleuchten verbaut haben.
Wellblechpiste auf dem Weg zu Übernachtungsplatz

Die kostenlose Fähre bringt uns spätnachmittags auf die Insel, wo wir im Dunklen unseren Nachtplatz erreichen. Abermals wird uns die Schönheit der Landschaft erst am nächsten Morgen sichtbar. Unser Platz befindet sich an einer der zahllosen Buchten der Insel. Neben uns entdecken wir einen knallgelben Iveco mit deutschem Kennzeichen. Wir lernen Lothar kennen. Ein echter Haudegen. Reisender der ersten Stunde, ehemaliger Elefanten- und Zirkusdompteur. Eine sehr nette und überaus interessante Begegnung. Zusammen verbringen wir die nächsten Tage hier, lauschen gespannt seinen Erzählungen über Reisen nach Afrika und spannenden Erlebnissen in seiner Zeit als Tiertrainer.

Lothars Homepage www.abenteurernatur.com

Die grüne Lunge unseres Kontinents steht in Flammen!

Lothar berichtet uns, dass schon seit einigen Tagen die Löschflugzeuge in diese Bucht zum Wassertanken kommen. Die Brände sind nun völlig außer Kontrolle geraten. Bis heute wurde in den Medien nur sehr wenig darüber berichtet. Es handelt sich um die schlimmsten Waldbrände in der Geschichte Sibiriens. Als wir im Zentrum der Insel den Schamanenfelsen besichtigen, sind wir ergriffen von der Anteilnahme der Schamanen. Sie sind aus den entlegensten Ecken des Landes gekommen, um hier für Regen zu bitten. Über uns trübt sich der Himmel ein und wir können den Rauch hunderte Jahre alter, brennender Urwälder sogar riechen.

Schamanenhaus
Blick auf den heiligen Schamanenfels
Alles in gespenstischen Rauch gehüllt.

An diesem Tag sprechen auch wir ein Gebet. Wir bitte um Regen, um ein Erlöschen der Flammen, welche in diesen Tagen und Wochen eines der wichtigsten Klimaschutzgebiete des Planeten zerstören.

Später erfahren wir, dass es in den kommenden Wochen, entgegen der Wetterprognosen, immer wieder geregnet hat und die Feuer erloschen seien. Über neun Millionen Hektar Waldfläche sind nun schon unwiderruflich zerstört. Forstexperten gehen davon aus, dass es 100 Jahre dauern wird bis der Waldbestand sich von dem Feuer erholt.

Wir verabschieden uns von Lothar und setzen betrübt unsere Reise fort. Uns bleiben leider nur noch wenige Tage um an die kasachische Grenze zu gelangen.

Auf dem Weg zurück nach Irkutsk stoppen wir nochmals an einem der Straßenstände, um Pilze zu kaufen. Die nächsten drei Tage werden Fahrtage und vor uns liegen noch über 3000 km Fahrstrecke, vorbei an Krasnoyarsk und Novosibirsk, durch die urigen Wälder Sibiriens. Alleine die Fahrt durch diese wunderschöne Landschaft ist atemberaubend.

Am Straßenrand sehen wir Wildwechsel-Warnschilder von Bären und Elchen. Leider bekommen wir selbst keine zu Gesicht. Angekommen in Novosibirsk besuchen wir noch einmal die DAF Werkstatt für einen schnellen Ölwechsel und Autowäsche. Nach tausenden Kilometern bekommt unser „Dicker“ eine Spezialwäsche und glänzt wie neu.

In zwei Tagen erreichen wir die kasachische Grenze und sind schon sehr gespannt was uns erwartet. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir den Getreidespeicher Russlands und freuen uns sehr über wild wachsenden Sanddorn am Wegesrand.

Kilometerlange Sonnenblumenfelder.

Leckerer selbst gemachter Sanddornsaft

Eines ist uns sofort klar. Dieses wunderbare, ursprüngliche und raue Land werden wir wieder besuchen. Dann aber mit viel Zeit im Gepäck!

Im Reich des Dschingis Khan Ep.3

Und wieder einmal weckt uns der mongolische Sonnenschein. Wir haben unser Nachtlager diesmal unter einer Kiefer am Bach aufgeschlagen. Im letzten Abendlicht konnte ich noch die Fische beim Abendsprung beobachten. Wahrscheinlich auch ein Grund warum ich schon früh wach bin und überlege welches Fliegenimitat wohl das beste sein könnte. Während ich zum Wasser schleiche bereitet Aneta schon das Frühstück vor. 

 

Beim zweiten Wurf mit der Fliegenrute erwische ich eine mongolische Äsche und bin überglücklich.Die Natur um mich herum habe ich erst garnicht richtig wahrgenommen. Erst jetzt bemerke ich die Yakherden und singenden Steppenvögel. Große Heuschrecken fliegen vor mir her während ich zurücklaufe.Nach dem Frühstück durchqueren wir noch einen Bach und sind wieder auf dem Weg.

Schatzi hats nicht verlernt

Als nächste Ziele haben wir den Besuch des Khorgo Vulkan und im Anschluss Karakorum, Dschingis Khans Hauptstadt auf dem Plan. Wir finden einen wunderschönen Nachtplatz. Wieder einmal am Wasser. Ein Fluss der mein Anglerherz zwei Tage später sehr glücklich machen wird.

Wir waschen Wäsche, ordnen unsere Erlebnisse und Gedanken. Abends sitzen wir am Feuer und schmieden Pläne. Wir sind dankbar. Dankbar hier sein zu dürfen. Aber vor allem sind wir glücklich.

Schatzi schläft schon lange als ich noch den Himmel nach Sternschnuppen absuche und auf der Naviapp die aktuelle Position checke. Daran werde ich mich vermutlich nie gewöhnen. Die Entfernung von Zuhause. Ein Screenshot hält es fest. Vielleicht wird es mir im Nachhinein einmal bewusst.

Mehrmahls versuche ich mein Anglerglück an dem Fluss, aber außer recht kleinen Forellen will nichts beißen. Nach zwei Tagen verschlechtert sich das Wetter und während dem Nieselregen ziehe ich noch ein letztes Mal los. Flussauf, als der Truck schon lange außer Sicht ist, kann ich in Flussmitte einen großen Schwall erkennen. Ich werfe ihn direkt an und während mein Köder fliegt geht mir nur ein Gedanke durch den Kopf. -Es kann nur eine riesige Forelle sein oder ein Huchen. Der Fisch der tausend Würfe. König der Flüsse und meist unerfüllter Traum eines jeden Anglers.

Dann taucht mein Köder mit einem winzigen „plop“ ins Wasser. Um mich herum scheint die Welt den Atem anzuhalten. Eins, zwei, drei….Umdrehung für Umdrehung hole ich den Köder langsam ein und gefriere fast als ein starker Ruck durch die Angel fährt. Ich quitiere den Biss in Millisekunden mit einem satten Anhieb. Ein spannender Drill beginnt und fünf Minuten später halte  ich den Fisch in Händen. Ich sacke zurück auf einen großen Stein am Ufer und bestaune den Fang. König der Flüsse.

Keine Riese, dennoch Fang des Lebens (ausgewachsene Exemplare erreichen Größen von weit über 1m Länge
Selbstverständlich schwimmt er wieder in seinem Revier. Ehrensache!

Beschwingt steuere ich unseren Laster durch Kiefernwälder entlang des Flusses in Richtung Khorgo Vulkan. Die Zufahrt zum Vulkan ist in einem sehr schlechten Zustand. Die Einheimischen scheint dieser Umstand nur sehr wenig zu bekümmern. Mit ihren Toyota Prius (meistverkauftes Model im Land) brettern sie über die Pisten als wäre es eine asphaltierte Landstraße. So kommt es, dass immer wieder liegen gebliebene Fahrzeuge den Wegesrand säumen oder dort notdürftig repariert werden. Ein Regenschauer verwandelt die Piste vor uns in ein wahres Schlammbad. Für uns keine große Sache, aber für die kleinen Hybridfahrzeuge oftmals das Ende der Fahrt.

Das letzte Stück zum Vulkan gehen wir zu Fuss und der Blick auf die Umgebung und den Krater macht uns ehrfürchtig. Wie muss das ausgesehen haben als er noch Lava spuckte?

Die Nacht verbringen wir am nahegelegenen See. Umgeben von Yurtencamps in denen Touristen ihre Ferien verbringen. Tags darauf wandern wir durch das beeindruckende Lavafeld und erkunden Lavahöhlen. Mit einem Hammer zerschlagen wir kleinere Lavabrocken auf der Suche nach Kristallen und werden schließlich auch fündig. Anetas Freude ist schön anzusehen. Wie eine kleine Archäologin versucht sie immer noch größere Kristalle frei zu legen.

Um uns menschenleere Wildnis. Hier soll es Bären geben, verkünde ich ihr, und kurz darauf zieht ein Unwetter auf und wir rennen zurück. Es erinnert uns an unsere Kindheit als wir „Der Boden ist Lava“ gespielt haben. Vorbei an einem Pferdekadaver springen wir von Fels zu Fels. Stop. Pferdekadaver? Bären? Rette sich wer kann! Lachend und außer Puste kommen wir am LKW an. Glück gehabt…

Auf dem Rückweg zur Hauptstraße ziehen wir noch einen steckengebliebenen Prius aus der (P)Matsche. Die scharfkantigen Lavasteine hinterlassen ihre Spuren in unsern Reifen, aber wir kommen problemlos weiter.

Zwei Tage später erreichen wir Karakorum. Es ist bereits Nachmittag und wir bekommen nur einen kurzen Eindruck längst vergangener Zeiten. Wir beschließen erst einen mehrtägigen Ausflug ins Orkhon Valley zu unternehmen, fahren noch bis abends und erreichen die Hauptroute zum Tal. Ein toller Nachtplatz am Bach beschert uns wieder einmal ein romantisches Lagerfeuer.

Yakkalb
Früh morgens schrie das verlorene Lamm über die Wiese
Schatzi die Retterin schreitet zur Tat
Ein Sprung is kalte Wasser

Die Piste ist anfangs noch recht gut zu befahren und wir kommen zügig voran. Dann wird das Tal aber enger und die Piste zunehmend schlechter und schließlich fast unerträglich schlecht. Am Ende der Piste erreichen wir ein Dorf und kurz danach ein nahezu unüberwindbares Lavafeld. Eine viel zu schmale Spur führt durch das scharfkantige Gestein. Im Schritttempo überwinden wir es und erreichen nach einer gefühlten Ewigkeit einen geeigneten Übernachtungsplatz auf der anderen Talseite.

Ein toller Übernachtungsplatz. Im Hintergrund das Lavafeld.

Eine der Hauptattraktionen und Naturschauspiele ist der Orkhon Wasserfall, der sich tosend und brausend circa 20 Meter tiefer in ein Becken ergießt. Um dort hin zu gelangen müssen wir abermals ein Lavafeld überqueren und danach die gesamte Strecke auch wieder zurück. Aber schließlich haben wir unseren Sundancer auch für solche Strecken gebaut und präpariert. Und er meistert seine Aufgabe. Zum Abschied vom Okhon Valley beschenkt uns ein Geier mit einer seiner Schwungfedern, welche uns sozusagen fast direkt vor die Füße bzw. Räder fällt.

Schafsfelle

Wassertanken

Mal wieder eine einfache Furt
Gleich springt ein Hobbit auf die “Straße”
Da wars noch einfach

Jurtencamps im Orkhon Tal
Orkhon Fluss

Schließlich sind wir zurück am Karakorum und bewundern die geschichtsträchtige Stadt und ihre Klöster. Die Stadt wurde im Jahre 1220 gegründet und war lange Zeit die Hauptresidenz des grausamen Stammesführers. Später wurde sie von Chinesen vollkommen zerstört und im Jahr 1415 durch Mongolen wieder aufgebaut. Im 16. Jahrhundert verfiel die Stadt endgültig und wurde zum Steinbruch für das 1586 errichtete buddhistische Kloster Erdene Dsuu. Zu Sowjetzeiten wurde das Kloster brutal geplündert, die Mönche gefoltert, ermordet und gebrandschatzt. Riesige goldene Buddha Statuen wurden eingeschmolzen und Teile der Klosteranlage zerstört.

 

Great mongolian monument

Steinadler (zur Jagd abgerichtet)

Als wir das Kloster verlassen wird uns bewusst, dass auch wir nur eine recht kurze Geschichte in der Mongolei schreiben werden. Vor uns liegt Ulaanbator, die Hauptstadt der Mongolei. Zwei Drittel aller Mongolen leben hier. Als wir dort ankommen erleben wir krasse Gegensätze aus Tradition und Moderne. Keine Spur von Reitern, Vieh oder harmonischen Beisammensein. Im Gegenteil, dichter Smok liegt über der Stadt wie ein grauer Schleier der versucht alles zu ersticken was unter ihm liegt. Das Verkehrsaufkommen ist unglaublich stressig.

Wir verbringen zwei Tage im Hof eines Hostel und erkunden an nur einem Tag die hektische Stadt und erledigen Einkäufe. Es fällt uns sehr schwer unsere Gefühle zu ordnen. Weg ist die Weite, die Freiheit, der Frieden und die friedliche Stille. Auch von einer mongolischen Kultur scheint hier nicht viel übrig geblieben zu sein. Einzelne Jurten in Innenhöfen sind stille Zeugen des ehemaligen Landlebens. Am Stadtrand drängen sich Jurtensiedlungen dicht an dicht. Mongolen, die sich gegen das traditionelle Steppenleben entschieden haben versuchen hier ihr Glück. Für uns ist es kaum auszuhalten in dieser Hektik und so verlassen wir die Stadt gen Norden in Richtung Grenze.

Jeder fängt klein mal klein an
Hostel “Oasis” eine Oase im Großstadtdschungel

Hier kann man auch in einer Jurte übernachten. Sehr romantisch finden wir.
Kahnspalast
Der Lama Tempel mitten in der Stadt

Mongolischer Käse
Wer in der Mongolei meint er komme leicht an frisches Fleisch der irrt. Erst in einem großen Supermarkt finden wir frisches Lamm.
Auf dem Weg zur Grenze verabschieden uns noch einmal große Pferdeherden und Kälber

Everyone smiles in the same language 
Hier verabschieden wir uns und danken für die tollen Erlebnisse

Unser Visum endet in wenigen Tagen und wir lassen einen Teil unserer Herzen für immer hier. Den letzten Abend huldigen wir mit einem großen Lagerfeuer.

Mongolei du wunderbares, ursprüngliches Land, du hast uns verzaubert, tief berührt und bleibst uns unvergesslich…

Im Reich des Dschingis Khan Ep.2

Nach fünf wunderbaren Tagen packen wir unsere Sachen und machen uns auf den ruppigen Rückweg nach Khovt. In den Bergen hat es Starkregen gegeben. Es ist Regenzeit.

Als wir die andere Seite, das Flusstal erreichen, erleben wir eine schlammige Überraschung. Von den Bergen hat der Regen den losen Staub und Lehm herab gespült und die Piste in ein 30cm tiefes Meer aus Schlamm verwandelt. Meine anfängliche Enttäuschung wandelt sich schnell in Spaß als wir mit gut 40km/h durch die braune Brühe fetzen. Es spritz und gurgelt in den Radkästen. Unser Sundancer bekommt eine mongolische Schlammpackung par excellence.

Auf der folgenden Staubpiste „paniere“ ich uns noch kräftig und wir sehen aus wie geteert und gefedert. Was ein Spaß!

dirty pig

Zurück am Fluss packen wir unsere Wasserpumpe aus und spülen die „Kur“ wieder ab.

Vorher
Nacher

Unser Truck erstrahlt in neuem Glanz und rollt über die Straße nach Khovt. Auf der Suche nach neuem Trinkwasser treffen wir auf einen Deutschmongolen im „Heimaturlaub“. Ganz unvoreingenommen nimmt er sich Zeit um uns in seiner Heimatstadt zur Wasserquelle zu führen. Wir sind wiedermal verblüfft von der Großherzigkeit.  Vollgetankt verabschieden wir uns. Für uns geht es jetzt Richtung Norden, nach Ulaangom.

Aussicht über Khovt
so dreht er seine Runden….

Ein Nachplatz in der Steppe ist auch direkt gefunden. Zufrieden  liegen wir im Bett und beobachten noch lange die Sterne durch unsere große Dachluke.

Am Morgen darauf zeigen sich die ersten Ermüdungserscheinungen am Material. Die Auspuffhalterung ist gebrochen. Hatten wir sie doch erst schweißen lassen in Polen. Mit Bordmitteln und einem Stück Edelstahl eine einfache Reparatur.

Mechaniker-Yoga

Weiter geht es durch Steppe, Hochebenen und Gebirge. Zwei Nomaden die unseren Weg kreuzen bieten wir Zuflucht vor einem Gewitter. Die Verständigung klappt ganz hervorragend mit Stift und Zeichenblock. Die beiden machen uns klar, dass ihre Herden über 1000 Pferde, Schafe und Ziegen zählen. Nach dem Schauer setzen wir die Fahrt fort. Immer wieder sehen wir Adler und riesige Geier kreisen. Große Viehherden wandern durch das weite Land und die ersten Kamele sind zu sehen.

Pistenautobahn, in der Mongolei ganz normal

Plötzlich erkennen wir in der Ferne zwei Radfahrer. Wir trauen unsern Augen kaum und halten auf sie zu, stoppen und lernen Bex und Robert kennen.  Die beiden sind in Indonesien gestartet und auf dem Weg nach Tajikistan, wie wir. Es wird der Tisch ausgepackt und wir trinken ein kaltes Radler. Zwei Nomaden, welche mit einem Moped aus dem Nirgendwo angefahren kommen, bereichern die Runde und bringen selbst gemachten Käse. Verblüffend. Mitten im Nirgendwo entsteht eine schöne Reisefreundschaft.

http://www.Instagram.com/rnbcycles/

Herzlich verabschieden wir uns von den beiden Radfahrern mit der Vereinbarung uns in Kirgistan wieder zu treffen.  Noch lange spuken die beiden uns in den Köpfen herum und sind Thema unserer Gespräche.

Mit dem Fahrrad. So weit. Durch die Welt mit so wenig Gepäck. Sind die verrückt oder wir, oder ist das einfach nur faszinierend zu was Menschen fähig sind. Wir kommen zu dem Ergebnis, dass es Reisende wie wir sind, eine Reise verändert und, dass es nicht das WIE ist, wie man die Reise bestreitet, sondern das WARUM. Und da hat jeder seine eigene Motivation und Liebe. Vielleicht werden auch wir einmal mit nur zwei Rädern unsere Spuren durchs Nirgendwo ziehen.

Die faszinierende Landschaft verschlingt uns und unser Gefährt nun vollkommen. Erst aus der Vogelperspektive wird einem diese ewige Weite bewusst. Unglaublich welche Landmasse wir hier durchkreuzen.

Übernachtungsplatz mit Aussicht
Neugieriger freundlicher Besuch am Morgen

Einen engen steinigen Pass folgend überqueren wir einen weiteren Gebirgszug und beschließen ein paar Tage am Khyargas Nuur See zu verbringen. Einer der größten Seen der Mongolei. Etwas abseits finden wir einen Strandabschnitt, einige Kilometer lang und menschenleer. Weichsand macht uns das Vorankommen schwer, aber schließlich erreichen wir das Ufer. Sommergewitter ziehen über den See und nächtliche Stürme zwingen uns dazu unseren Truck in den Wind zu parken. Die Böen sind extrem und rütteln an uns als wären wir in einem Zelt.  Apropos Zelt. Was würden unsere beiden Radfahrer jetzt wohl machen…

Das Leben kann so schön sein
Asiatische Barbe

Tag für Tag verlieben wir uns mehr und mehr in unseren Sundancer. Es ist mehr als nur ein Expeditionsmobil für uns geworden. Es ist unser Zuhause geworden. Unsere Unterkunft, Unterschlupf und Sicherheit, Mobilität und Komfort in einem. Herrlich.

Es vergehen drei erholsame Tage. Der Fischvorrat ist wieder gefüllt und die Kleidung frisch gewaschen. Die Antriebswellen sind frisch abgeschmiert, alle Öle kontrolliert und der Ausgleichsbehälter der Fussbodenheizung ist jetzt auch wieder sicher befestigt nach dem Gerüttel der Pisten. Vor uns liegt das grüne Hochland im Norden der Mongolei. Das Gras wird zunehmend saftiger und die ersten Gebirgswälder zeigen sich. An einem Übernachtungsplatz am See bekommen wir Besuch von einem Nomadenjungen, welcher uns selbst gemachten Käse schenkt und drei junge Kälber hütet.

Fremdartige Vögel

Kuscheln mit Vierbeinern
Immer wieder prächtiger Uferbewuchs an den zahllosen Seen

Immer wieder begegnen wir herzlichen, freundlichen Nomaden. Überall huschen Ziesel und Hamster über die Weiden. Unzählige Greifvögel stellen ihrer Beute nach. Das Landschaftsbild ist geprägt von grünen Hügeln, steilen bewaldeten Bergen, und immer wieder erscheinen weiße Punkte in der Ferne, die Jurten der Nomaden.

Die Pisten werden zunehmend schlechter und wir kommen teilweise nur im Schritttempo voran. Erstaunlicherweise ist die Piste etappenweise von nagelneuem Asphalt unterbrochen.  Chinesische Unternehmen bilden hier ein neues Straßennetz. Es soll offenbar Teil der neuen Seidenstraße werden. Durch den Bau neuer Straßen wird ein Bereisen der Mongolei zwar wesentlich einfacher, andererseits verliert die Mongolei dadurch aber ihren Charme. Wir sehen das Ganze mit gemischten Gefühlen, obgleich wir doch froh sind für wenige Augenblicke auf neuem Asphalt zu schweben.

Animalische Straßensperre
Verlorenes Brennholz am Straßenrand beschert uns immer wieder schöne Lagerfeuer

Am Ende der Ausbaustrecke erklimmen wir einen Berg auf dem wir den Eindruck bekommen als wäre hier die Zeit stehen geblieben. So weit das Auge reicht erblicken wir blühende Wiesen von Edelweiss und Enzian. Es fällt uns schwer zwischen der wunderschönen Blumenvielfalt hindurch zu balancieren ohne sie zu zertreten. Eine echte Augenweide.

Beflügelt von der mongolischen Schönheit setzen wir singend unsere Fahrt Richtung Osten fort….Dsching-Dschin-Dschingis Khan…..

Im Reich des Dschingis Kahn Ep.1

1:00 Uhr nachts. Laute Stimmen und das Klirren von fallendem Werkzeug auf Asphalt lässt mich aufschrecken. Da wird doch nicht einer versuchen unser Fahrzeug zu …. Aber nein, ein kurzer Blick nach draußen schafft Klarheit und enttäuscht meine typisch deutschen negativen Erwartungen.  Am Nachbarauto wird aufgeregt geschraubt, und Taschenlampenlicht durchbricht die tiefdunkle Nacht. Ich erkenne, dass der Van hinten links einen Platten hat. Mir wird sofort klar, dass die Männer es nicht ohne Hilfe schaffen werden den Reifen von der Felge zu bekommen und zu flicken.    Ich schmeiße mich umgehend in meine Arbeitsklamotten, schnalle mir die Stirnlampe um und bin draußen. Mit ,,Hand und Fuß“ verständigen wir uns darauf den Reifen mit unserem Lkw „abzumontieren“, indem wir einfach mit einem Rad auf den kaputten Reifen fahren und ihn somit von der Felge bekommen. Ein Ersatzreifen wird aus den unzähligen Koffern, Taschen und ähnlichen Mitbringseln des kasachischen Vans hervorgekramt, im Handumdrehen montiert und mit Hilfe unserer Druckluftanlage aufgeblasen. Überglücklich beenden wir die Aktion keine Stunde später. Erleichtert gehen alle zurück in Ihre Fahrzeuge und auch ich lege mich mit einem Grinsen ins Bett.

Endlich konnte ich Hilfe zurück geben die wir seit Beginn unserer Reise immer wieder selbst erfahren durften.

Die ersten Sonnenstrahlen durchfluten unsere Kabine und sogleich läutet der Wecker. Von draußen ist geschäftiges Treiben zu vernehmen. In uns steigt sofort die Aufregung hoch. Kaum 30 Minuten und einen Kaffee später öffnen sich die Grenztore und wir werden heran gewunken. Die Ausreiseformalitäten sind recht schnell erledigt. Aneta scherzt mit den russischen Zollbeamten. Und im Nu sind wir unterwegs im Niemandsland auf dem Weg zur mongolischen Grenze. Der Asphalt endet sogleich und wir bekommen eine kleine Ahnung von dem was uns bisher nur erzählt wurde. Es geht vorbei an kleinen Hügeln und die ersten Murmeltiere heißen uns willkommen.

Grenzabfertigung
Niemandsland Russland-Mongolei
Murmeltier

Der mongolische Grenzposten erscheint vor uns. Ein für uns Europäer ungewohntes Bild verstört uns direkt. In der Warteschlange aus PKWs und LKWs wird gedrängelt und überholt so gut es geht. Jeder versucht möglichst der Erste am Schlagbaum zu sein. Ein Grenzbeamter schafft Ordnung und nach gut vier Stunden sind auch wir an der Reihe und kurze Zeit später „Mongolen auf Zeit“.

Grenzchaos an der mongolischen Grenze
MONGOLEI

Was für ein Gefühl! Wir sind total erschlagen von unseren Emotionen. Die Mongolei war unser erstes großes Ziel. Knapp 10.000km weit entfernt von Zuhause. Vor noch nicht mal sechs Monaten war die Kabine unseres Sundancers innen noch „nackt“. Jetzt parken wir tatsächlich wenige Kilometer nach der Grenze an einem der unzähligen Seen. Wir  ziehen ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank und setzen uns überwältigt und ergriffen ins Steppengras. 

Am anderen Ufer sehen wir zum ersten Mal im Leben echte mongolische Jurten und Yaks grasen. Zwei Kinder treiben auf einem Esel reitend ein paar Kälber an uns vorbei. Passiert das gerade wirklich? Wie kann sich die Welt innerhalb so weniger Kilometer so stark verändern!?

Erstmal setzen lassen…

Immer wieder haben wir in den unterschiedlichen Reiseberichten von der unglaublichen Weite des Landes gelesen, und erfahren sie nun selbst auf unserem Weg zur Stadt Ölgii. 

Skelette am Pistenrand begrüßen uns und geben einen gruseligen Eindruck. Ein kurzer kalter Schauer läuft einem da über den Rücken und es wir sofort klar, wenn die Karre jetzt kaputt geht bist du der einsamste Mensch auf Gottes weiter Erde.

Die letzten Kilometer Asphalt

 

Angekommen in Ölgii versuchen wir sofort Kontakt zur „vernetzten Welt“ zu bekommen, doch alle Mobilfunkläden haben bereits geschlossen und wir setzen ohne SIM Karte unsere Reise fort. Wen sollten wir auch kontaktieren im Falle einer Panne? Die beiden Jungs auf dem Esel?

Unseren ersten Nachtplatz finden wir an einem See. Es dämmert bereits und wir können die Schönheit der Umgebung nur erahnen. Erst am nächsten Morgen ist uns beiden sofort klar, dass wir hier so schnell nicht weg wollen. Wir lassen zum ersten Mal unsere Seelen baumeln, gehen Angeln und erfreuen uns an der atemberaubenden Kulisse. Abends ziehen Wolken von Mücken über die Ufer des Sees und wir sichern uns gegen die circa dreimal so großen Plagegeister, als wir sie kennen, ab.

Endlich wieder Angeln
Mongolian Osman

Riesige Mücken

Drei Tage später setzen wir unsere Reise Richtung Süden fort. Es geht durch saftig grüne Täler, vorbei an steilen rot-braunen Gebirgen. Als wir einen hohen Pass mit 3000m überqueren erblicken wir eine riesige Blumenweide und genießen den Anblick mit einem Kaffee in der Hand. Auf dem Weg treffen wir auf eine Gruppe Reisender, ein Expeditionstruck und zwei Wohnmobile von denen eines ungewöhnlich kreativ gebaut ist. Die Gruppe befindet sich auf dem Weg durch die Mongolei in Richtung China. Wir sind uns uneins, ob die beiden Wohnmobile dem Terrain gewachsen sind. Später sollen wir jedoch erfahren, dass die beiden es gut nach China geschafft haben.

Ein Häuschen auf Rädern

In der Stadt Khovt finden wir einen Mobilfunkladen und werden nach dem Einlegen der SIM Karten überflutet von Nachrichten. Fluch und Segen könnte man meinen. Dennoch sind wir etwas erleichtert wieder Bescheid geben zu können, dass es uns gut geht und wir noch nicht am Wegesrand in der Steppensonne dahindörren.

Dörrfisch

Ganz oben auf unserem Reiseplan steht der Besuch der berühmten Sanddüne Mongol Els. Gelegen am Rande des Dorgon Nuur Sees im Herzen der Mongolei. Gespannt und müde parken wir unser Gefährt an einem Fluss an dem der Track beginnt, welcher uns zur Düne führen soll.

Einer unserer zahllosen schönen Übernachtungsplätzen

Der Tag begrüßt uns mit lachendem Sonnenschein. Ob er mit oder über uns lacht, da sind wir uns noch nicht sicher. Vor uns wartet unser erstes „vernünftiges“ Offroad-Abenteuer. Der 128 Kilometer lange Track zur Düne unserer Träume führt durch ein weites Flusstal hinauf zu einen Pass über ein Gebirge durch menschenleeres Gebiet und wieder hinab bis zum Rand der Düne. Vorbei an Tierkadavern, schamanischen Ovoo’s und durch Bäche geht es zur ersten Wellblechpiste.

Nach zwei Kilometern müssen wir Luft ablassen, um die starken Vibrationen etwas zu dämpfen. Erst ab 60km/h beruhigen sich die Schwingungen und unsere Reifen streifen nur noch die Spitzen der Wellen. Wer zum ersten Mal Wellblech fährt kann unser Gefühl gut nachvollziehen. Auf dem Weg stoppen wir mehrmals um so manche Schraube zu kontrollieren oder die Ladung zu sichern. Aber auch um Aufnahmen der atemberaubenden Umgebung zu machen. Die scheinbar gottverlassene Gegend ist wunderschön und angsteinflössend zugleich.

Greifvögel sind allgegenwärtig
…deren Beute auch…
An einem Ovoo bitten wir um Segen für die Weiterfahrt

Unendliche Weiten
Ein verlorener Punkt im Nirgendwo am Ende der Welt

Am Horizont erscheint verschwommen der See und die Silhouette der Düne. Gegen Abend erreichen wir endlich unseren Nachtplatz an der Mongol Els  und werden für die ruppige Fahrt mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt.

Mehrmals durchqueren wir ausgetrocknete Flussbetten
Endlich ist das Ziel in Sicht

Hier bleiben wir mehrere Tage. Das ist uns beiden sofort klar. Zum ersten Mal im Leben wandere, laufe und rolle ich barfuß über den herrlich warmen Dünensand. Wir sitzen im Sonnenuntergang auf den Spitzen der warmen Sandhaufen. Die Stille hier ist unglaublich. Man kann sein eigenes Blut rauschen hören, während schneeweiße Kumuluswolken über einen hinweg ziehen und der See mit kleinen sanften Wellen den Sand wegspült.

Im Weichsand festgefahren, jetzt heißt es Luft ablassen und weiter gehts
Mit dem selbstgebauten Fernreisemobil in der Wüste zu stehen hat schon was…
Die Mongol Els
Gemeinsam einsam -herrlich!
Allgegenwärtig…

Nomadlife
Wüstenblume

Nach dem warmen Wüstenregen

Hier feiere ich meinen 39. Geburtstag. Welche Ehre. Ich beschenke mich selbst mit einer langen Wanderung durch die Wüste. Während Aneta heimlich einen Geburtstagskuchen bäckt. Bei meiner Rückkehr bin ich fassungslos und gerührt. Schokokuchen im Nirgendwo. Dass ich das noch erleben darf.

 

„Life is good“ und „Wer einmal in die Wüste geht und wiederkehrt, ist nicht mehr derselbe“

Weiße Nächte, weites Land

Voll motiviert nehmen wir einen Kilometer nach dem anderen unter die Räder. Im Rückspiegel wird Moskau immer kleiner und kleiner. Wir steuern auf die Stadt Vladimir zu, als unsere Fahrt plötzlich durch die Kelle eines Polizisten gestoppt wird. Nach deutscher Manier geht unser Blick sofort auf den Lichtschalter und den Anschnallgurt, doch dafür wäre es ohnehin schon zu spät. Wir fahren rechts ran und warten mit einem mulmigen Gefühl auf die zwei Polizisten, die sich uns mit strengem Blick nähern. Der jüngere der beiden nähert sich der Fahrerseite. Wir geben unser Bestes und versuchen mit einer freundlichen Begrüßung „Zdravstvuyte“ unsere Anspannung zu lockern. Der kurzen Ansage „papira maschina“ folgend, überreichen wir dem Polizisten den Führerschein und die Fahrzeugpapiere. Lächelnd nimmt der junge Polizist die Dokumente in Augenschein und fragt: „Do you speak english…“ und schon ist das Eis gebrochen. Kurz darauf steht Christian mit dem Polizisten Dimitri, bereits per du, in unserer Kabine und unterhält sich mit ihm über Gott und die Welt, das Reisen, woher wir kommen, wohin wir gehen und über die Träume des jungen Mannes. Nach über 30 Minuten finden wir uns vor dem LKW wieder, tauschen WhatsApp Kontakte, machen Selfies vor dem Wagen und verabschieden uns mit einer herzlichen Umarmung.

Beeindruckt von der Herzlichkeit und Offenheit unterhalten wir uns noch kilometerweit angeregt über diese Begegnung.

Unser Weg führt uns weiter in Richtung Kazan. Immer wieder streift die ungezähmte Wolga unseren Weg. 

Am Ende des Tages finden wir einen Übernachtungsplatz auf einer Hügelkette mit wunderbarer Aussicht über die Wolgaauen. Der Sonnenuntergang rundet unseren Tag ab. Wir feuern den Grill an und beenden den langen Tag mit einem Glas Wein und Grillsteaks.

Dass sich unsere Pläne schon am nächsten Morgen ändern sollen, ist uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.

Nach dem Frühstück starten wir den Motor, doch anders als gewohnt, vernehmen wir ein metallenes Geräusch von der Kupplung. Sofort fällt der Verdacht auf das Kupplungslager. Einen Ersatz haben wir dabei und googeln den Standort der nächsten LKW-Werkstatt. Dort angekommen geben wir nach einem kurzen Kostenvoranschlag die günstige Reparatur in Auftrag. Nach weiteren zwei Stunden stellt sich heraus, dass die Kupplung und das Lager noch im guten Zustand sind. Allerdings zeigt die Getriebewelle zu viel Spiel. Wir demontieren das Hauptlager und begeben uns auf eine dreitägige Suche nach einem Ersatz. Leider ohne Erfolg. Ein Versand aus Europa wäre zwar möglich, würde aber vier Wochen dauern. Allerdings bestätigen uns mehrere gute Freunde, dass weder Geräusch noch Spiel Einfluss auf die Funktion haben und wir getrost unsere Reise fortsetzen können. Beim Zusammenbauen des Getriebes entdeckt Christian einen Riss am Auspuff-Flexrohr. Da ein Neuteil in passender Größe nicht vorhanden und eine Reparatur angeblich nicht möglich sei, gibt Christian eine kurze Lehrstunde im Schweißen. 

Noch am selben Tag lernen wir den herzensguten Renat kennen. In seiner verlängerten Mittagspause entführt er uns in seinem „weißen Mercedes“ (Lada) zur Klosterstätte Raifa. Auf dem Weg dorthin halten wir unerwartet vor einem Imbiss, wo er uns usbekische Samsa (heiße, unglaublich lecker duftende Blätterteigtaschen) und etwas zu Trinken besorgt. Angekommen in dem abseits gelegenen Raifa bekommen wir eine unvergessliche und sehr emotionale Führung durch das Kloster.

Sonnenuhr und Glücksbringer

 

Abermals entsteht eine schöne Freundschaft. Zum Abschied überreicht uns Renat eine Gebetskette und traditionelles Gebäck aus Tullin.

 

Die Wartezeit haben wir natürlich genutzt und haben die wunderschöne Stadt Kazan erkundet.

Landwirtschaftsministerium
Mariä-Verkündigungs-Kathedrale
Die Kul Sharif Moschee
Die Moschee vom Zuschauerbalkon

Nach über sechs Tagen setzen wir unsere Reise mit gemischten Gefühlen fort. Jetzt gilt es leider die verlorene Zeit wieder aufzuholen, denn unser Visum ist begrenzt.

Russland zeigt sich uns mit schier endlos langen Strassen, in überwiegend guten Zustand, durch sehr abwechslungsreiche Landschaften.

Auf dem Weg nach Perm
Kaffeepause

Ein russischer Kindergarten
Typische Behausung auf dem Land

Einer von vielen wilden Übernachtungsplätzen
Freiheit ist …

Unser nächstes Ziel ist Perm, der nördlichste Ort auf unserer Reise. Unterwegs finden wir immer wieder traumhafte Übernachtungsplätze abseits der Straßen. So auch an unserem Hochzeitstag.

Romantischer Übernachtungsplatz am Hochzeitstag
Unser Candlelight dinner
Guten  Morgen Welt

Angekommen in Perm erleben wir zwei fast weiße Nächte. Die Sonne geht erst sehr spät gegen 23:30 Uhr unter, um dann erneut gegen halb drei Uhr morgens durch unsere Fenster zu scheinen. 

Beinahe jeden zweiten Tag durchfahren wir eine neue Zeitzone. Es geht vorbei an Jekaterinburg und Tjumen, dem russischen „Dubai“.

Wir erreichen Omsk mit einer Zeitverschiebung von vier Stunden. An Omsk vorbei führt die 700km weite Strecke, unsere bisher längste Etappe, nach Novosibirsk. Dass wir jetzt in Sibirien sind bestätigen die unendlich weiten Birkenwälder und Sumpfgebiete

Am selben Tag erfahren wir noch, dass in Irkutsk am Baikalsee, schwere Überflutungen uns womöglich die Weiterfahrt erschweren. Da wir gesperrte Strassen vermeiden wollen und keinen Urlaub im Krisengebiet machen möchten, beschließen wir direkt in die Mongolei zu fahren.

Auf dem Weg dorthin überqueren wir die Region Altai. 

“Region Altai”

UNESCO Welterbe – Schönste Strassen der Welt: Der Chuysky Trakt
Aussichtspunkt auf den Katunfluss

Das Altai ist ein 4506m hohes mittelasiatisches Hochgebirge im Grenzgebiet von Kasachstan, Russland, der Mongolei und China. Die Schönheit der Landschaft überwältigt uns. Überall wachsen Zedern, Kiefern, Lärchen, Fichten und Birken. Die Hochtäler zeigen üppiges Grün in allen Nuancen. Es duftet herrlich nach Kräutern, Thymian und Blumen. Wilde Gebirgsbäche schlängeln sich durch die Almen. Unzählige Ziesel huschen über die Wiesen und spielen vor ihren Erdlöchern. Adler, Milane und Falken fliegen immer wieder knapp über uns hinweg, auf der Suche nach Beute. Auch Christian versucht sein Glück beim Fliegenfischen, leider noch erfolglos. 

Übernachtungs- und Angelplatz

Umgeben von Zieseln
Prächtige Blumenwiesen

Wasser tanken direkt an der Quelle

Wir fahren immer wieder abseits der Straßen und über ehemalige Handelswege, wie die alte Passstraße, welche schon von Dschingis Kahns Truppen genutzt wurde.

Nach einigen Tagen nähern wir uns der Mongolei. Die Landschaft verändert sich deutlich. Das üppige Grün wandelt sich nun immer öfter in trockene Steppe. Wir sind nur noch eine Tagesfahrt von der mongolischen Grenze entfernt.

Dort findet wir einen traumhaften Übernachtungsplatz, genießen den Sonnenuntergang und ein Regenbogen in der Ferne beschert uns eine Szene wie man sie sonst nur aus kitschigen Filmen kennt.

Der berüchtigte Ruf der Mongolei lässt Christian nur schlecht schlafen in dieser Nacht. Ausdrücke wie Materialmord, Schlammschlacht, tiefe schwierige Furten und extreme Offroadpisten prägen die Gedanken. Wir starten den Motor und durchstreifen die letzten Züge des wunderschönen Altai.

Gigantische Aussicht auf die schneebedeckten Berge des russischen Altai

Erst abends erreichen wir den russischen Grenzübergang zur Mongolei, dessen Pforten sich, drei Autos vor uns,  pünktlich um 18 Uhr schließen. Voller Vorfreude erwarten wir nun die morgige Grenzöffnung und sind unendlich neugierig auf das neue unbekannte Land.