Und wieder einmal weckt uns der mongolische Sonnenschein. Wir haben unser Nachtlager diesmal unter einer Kiefer am Bach aufgeschlagen. Im letzten Abendlicht konnte ich noch die Fische beim Abendsprung beobachten. Wahrscheinlich auch ein Grund warum ich schon früh wach bin und überlege welches Fliegenimitat wohl das beste sein könnte. Während ich zum Wasser schleiche bereitet Aneta schon das Frühstück vor.
Beim zweiten Wurf mit der Fliegenrute erwische ich eine mongolische Äsche und bin überglücklich.Die Natur um mich herum habe ich erst garnicht richtig wahrgenommen. Erst jetzt bemerke ich die Yakherden und singenden Steppenvögel. Große Heuschrecken fliegen vor mir her während ich zurücklaufe.Nach dem Frühstück durchqueren wir noch einen Bach und sind wieder auf dem Weg.
Als nächste Ziele haben wir den Besuch des Khorgo Vulkan und im Anschluss Karakorum, Dschingis Khans Hauptstadt auf dem Plan. Wir finden einen wunderschönen Nachtplatz. Wieder einmal am Wasser. Ein Fluss der mein Anglerherz zwei Tage später sehr glücklich machen wird.
Wir waschen Wäsche, ordnen unsere Erlebnisse und Gedanken. Abends sitzen wir am Feuer und schmieden Pläne. Wir sind dankbar. Dankbar hier sein zu dürfen. Aber vor allem sind wir glücklich.
Schatzi schläft schon lange als ich noch den Himmel nach Sternschnuppen absuche und auf der Naviapp die aktuelle Position checke. Daran werde ich mich vermutlich nie gewöhnen. Die Entfernung von Zuhause. Ein Screenshot hält es fest. Vielleicht wird es mir im Nachhinein einmal bewusst.
Mehrmahls versuche ich mein Anglerglück an dem Fluss, aber außer recht kleinen Forellen will nichts beißen. Nach zwei Tagen verschlechtert sich das Wetter und während dem Nieselregen ziehe ich noch ein letztes Mal los. Flussauf, als der Truck schon lange außer Sicht ist, kann ich in Flussmitte einen großen Schwall erkennen. Ich werfe ihn direkt an und während mein Köder fliegt geht mir nur ein Gedanke durch den Kopf. -Es kann nur eine riesige Forelle sein oder ein Huchen. Der Fisch der tausend Würfe. König der Flüsse und meist unerfüllter Traum eines jeden Anglers.
Dann taucht mein Köder mit einem winzigen „plop“ ins Wasser. Um mich herum scheint die Welt den Atem anzuhalten. Eins, zwei, drei….Umdrehung für Umdrehung hole ich den Köder langsam ein und gefriere fast als ein starker Ruck durch die Angel fährt. Ich quitiere den Biss in Millisekunden mit einem satten Anhieb. Ein spannender Drill beginnt und fünf Minuten später halte ich den Fisch in Händen. Ich sacke zurück auf einen großen Stein am Ufer und bestaune den Fang. König der Flüsse.
Beschwingt steuere ich unseren Laster durch Kiefernwälder entlang des Flusses in Richtung Khorgo Vulkan. Die Zufahrt zum Vulkan ist in einem sehr schlechten Zustand. Die Einheimischen scheint dieser Umstand nur sehr wenig zu bekümmern. Mit ihren Toyota Prius (meistverkauftes Model im Land) brettern sie über die Pisten als wäre es eine asphaltierte Landstraße. So kommt es, dass immer wieder liegen gebliebene Fahrzeuge den Wegesrand säumen oder dort notdürftig repariert werden. Ein Regenschauer verwandelt die Piste vor uns in ein wahres Schlammbad. Für uns keine große Sache, aber für die kleinen Hybridfahrzeuge oftmals das Ende der Fahrt.
Das letzte Stück zum Vulkan gehen wir zu Fuss und der Blick auf die Umgebung und den Krater macht uns ehrfürchtig. Wie muss das ausgesehen haben als er noch Lava spuckte?
Die Nacht verbringen wir am nahegelegenen See. Umgeben von Yurtencamps in denen Touristen ihre Ferien verbringen. Tags darauf wandern wir durch das beeindruckende Lavafeld und erkunden Lavahöhlen. Mit einem Hammer zerschlagen wir kleinere Lavabrocken auf der Suche nach Kristallen und werden schließlich auch fündig. Anetas Freude ist schön anzusehen. Wie eine kleine Archäologin versucht sie immer noch größere Kristalle frei zu legen.
Um uns menschenleere Wildnis. Hier soll es Bären geben, verkünde ich ihr, und kurz darauf zieht ein Unwetter auf und wir rennen zurück. Es erinnert uns an unsere Kindheit als wir „Der Boden ist Lava“ gespielt haben. Vorbei an einem Pferdekadaver springen wir von Fels zu Fels. Stop. Pferdekadaver? Bären? Rette sich wer kann! Lachend und außer Puste kommen wir am LKW an. Glück gehabt…
Auf dem Rückweg zur Hauptstraße ziehen wir noch einen steckengebliebenen Prius aus der (P)Matsche. Die scharfkantigen Lavasteine hinterlassen ihre Spuren in unsern Reifen, aber wir kommen problemlos weiter.
Zwei Tage später erreichen wir Karakorum. Es ist bereits Nachmittag und wir bekommen nur einen kurzen Eindruck längst vergangener Zeiten. Wir beschließen erst einen mehrtägigen Ausflug ins Orkhon Valley zu unternehmen, fahren noch bis abends und erreichen die Hauptroute zum Tal. Ein toller Nachtplatz am Bach beschert uns wieder einmal ein romantisches Lagerfeuer.
Die Piste ist anfangs noch recht gut zu befahren und wir kommen zügig voran. Dann wird das Tal aber enger und die Piste zunehmend schlechter und schließlich fast unerträglich schlecht. Am Ende der Piste erreichen wir ein Dorf und kurz danach ein nahezu unüberwindbares Lavafeld. Eine viel zu schmale Spur führt durch das scharfkantige Gestein. Im Schritttempo überwinden wir es und erreichen nach einer gefühlten Ewigkeit einen geeigneten Übernachtungsplatz auf der anderen Talseite.
Eine der Hauptattraktionen und Naturschauspiele ist der Orkhon Wasserfall, der sich tosend und brausend circa 20 Meter tiefer in ein Becken ergießt. Um dort hin zu gelangen müssen wir abermals ein Lavafeld überqueren und danach die gesamte Strecke auch wieder zurück. Aber schließlich haben wir unseren Sundancer auch für solche Strecken gebaut und präpariert. Und er meistert seine Aufgabe. Zum Abschied vom Okhon Valley beschenkt uns ein Geier mit einer seiner Schwungfedern, welche uns sozusagen fast direkt vor die Füße bzw. Räder fällt.
Wassertanken
Schließlich sind wir zurück am Karakorum und bewundern die geschichtsträchtige Stadt und ihre Klöster. Die Stadt wurde im Jahre 1220 gegründet und war lange Zeit die Hauptresidenz des grausamen Stammesführers. Später wurde sie von Chinesen vollkommen zerstört und im Jahr 1415 durch Mongolen wieder aufgebaut. Im 16. Jahrhundert verfiel die Stadt endgültig und wurde zum Steinbruch für das 1586 errichtete buddhistische Kloster Erdene Dsuu. Zu Sowjetzeiten wurde das Kloster brutal geplündert, die Mönche gefoltert, ermordet und gebrandschatzt. Riesige goldene Buddha Statuen wurden eingeschmolzen und Teile der Klosteranlage zerstört.
Als wir das Kloster verlassen wird uns bewusst, dass auch wir nur eine recht kurze Geschichte in der Mongolei schreiben werden. Vor uns liegt Ulaanbator, die Hauptstadt der Mongolei. Zwei Drittel aller Mongolen leben hier. Als wir dort ankommen erleben wir krasse Gegensätze aus Tradition und Moderne. Keine Spur von Reitern, Vieh oder harmonischen Beisammensein. Im Gegenteil, dichter Smok liegt über der Stadt wie ein grauer Schleier der versucht alles zu ersticken was unter ihm liegt. Das Verkehrsaufkommen ist unglaublich stressig.
Wir verbringen zwei Tage im Hof eines Hostel und erkunden an nur einem Tag die hektische Stadt und erledigen Einkäufe. Es fällt uns sehr schwer unsere Gefühle zu ordnen. Weg ist die Weite, die Freiheit, der Frieden und die friedliche Stille. Auch von einer mongolischen Kultur scheint hier nicht viel übrig geblieben zu sein. Einzelne Jurten in Innenhöfen sind stille Zeugen des ehemaligen Landlebens. Am Stadtrand drängen sich Jurtensiedlungen dicht an dicht. Mongolen, die sich gegen das traditionelle Steppenleben entschieden haben versuchen hier ihr Glück. Für uns ist es kaum auszuhalten in dieser Hektik und so verlassen wir die Stadt gen Norden in Richtung Grenze.
Unser Visum endet in wenigen Tagen und wir lassen einen Teil unserer Herzen für immer hier. Den letzten Abend huldigen wir mit einem großen Lagerfeuer.
Mongolei du wunderbares, ursprüngliches Land, du hast uns verzaubert, tief berührt und bleibst uns unvergesslich…
Hallo, Ihr Heigls,
ob Ihr wohl nun schon in Muskat angekommen seid? Es war schön und megainteressant, Euch alle 4 an der Südwestküste des Oman zu treffen! Welche Eindrücke Ihr wohl von der Dhofar-Region mit nach Hause nehmt? Hoffentlich gehts Euch gut. Wir wünschen Euch eine gute und sichere Weiterreise, viele tolle Erlebnisse und lasst uns ein klein wenig an Euren Abenteuern teilhaben. Vor allem aber: genießt die Freiheit und das Leben in vollen Zügen!
Vielen Dank für die liebe Nachricht! Von der Dhofar-Region sind wir überwältigt! Wir sind auch immer noch hier und zwar am Fazayah Beach. Die Eltern sind heute nach über 5 Wochen nach Hause geflogen. Auch sie waren vom Oman begeistert! Es hat uns auch sehr gefreut euch kennen zu lernen und mit euch gemeinsam zu essen! Liebe Grüße Aneta und Christian
Hi ihr Zwei 🤗,
Danke für den wieder hochinteressanten Bericht aus der Mongolei und die phantastischen Fotos dazu!!
Indessen seid ihr in Turkmenistan und wir denken täglich an euch.
Liebe Grüße Mathias und Claudia
Hey ihr beiden,
das klingt so toll, was ihr alles seht und erlebt. Wir beneiden euch sehr und bekommen immer richtiges Reisefieber beim Lesen eures Blogs.
Wir hoffen, ihr habt weiterhin eine schöne Zeit und freuen uns schon auf neue Fotos und Artikel von euch!
Hi ihr Zwei,
Vielen lieben Dank! Freuen uns sehr über eure lieben Worte!
Wann geht denn eure nächste Reise los?
Liebe Grüße
Aneta und Christian